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Albert Schweitzer Kinderdorf

Margarete Gutöhrlein & Albert Schweitzer

Im September 1957 erhält Albert Schweitzer in Lambarene ein Telegramm von Margarete Gutöhrlein aus Schwäbisch Hall. Sie bittet den weltberühmten Arzt, das von ihr geplante Kinderdorf nach ihm benennen zu dürfen. Die Antwort kommt postwendend:

„Gerne tue ich dies, Kinderdörfer dieser Art sind eine Notwendigkeit in unserer Zeit.“

Unsere Gründerin Margarete Gutöhrlein

Sie war eine tatkräftige Frau, die alle Höhen und Tiefen des Lebens kannte. Kinder lagen ihr besonders am Herzen. Ab 1956 verschrieb sie sich daher ganz der Idee, im baden-württembergischen Waldenburg ein Kinderdorf zu gründen. Nach zwei Weltkriegen und dem Erleben des menschenverachtenden Nationalsozialismus sollte das Kinderdorf „ein lebendiges Beispiel dafür sein, dass Menschen in Frieden miteinander leben können“, unabhängig von der Herkunft ihrer Eltern oder ihrer Religionszugehörigkeit.

Ende 1959 beginnt der Bau der ersten drei Häuser des Kinderdorfes in Waldenburg. 1960 ziehen die ersten Kinder ein. Bald folgen weitere Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke in ganz Deutschland.

„Von der Vision zum Zuhause"Margarete Gutöhrlein

Unser Namensgeber Albert Schweitzer - Weitere Informationen

Unsere Kinderdorf trägt den Namen des engagierten Menschenfreundes, Tropenarztes und Friedensnobelpreisträgers Dr. Albert Schweitzer (1875 – 1965).

Ein Name, der für Nächstenliebe und Menschlichkeit steht: Zeitlebens hat sich Schweitzer für Schwache und Hilfsbedürftige eingesetzt.

Es war ein Herzenswunsch unseres Namenspatrons, einmal selbst Waisenkinder aufzunehmen und für sie zu sorgen. Diesen Wunsch opferte er seiner Berufung zum Missionsarzt. Doch durch seine Unterstützung für unsere Kinderdörfer, deren Patenschaft er persönlich übernahm, fanden bis heute viele Kinder ein neues Zuhause.

„Solange ich zurückblicken kann, habe ich unter dem vielen Elend, dass ich in der Welt sah, gelitten. Unbefangene jugendliche Lebensfreude habe ich eigentlich nie gekannt und glaube, dass es vielen Kindern ebenso ergeht – auch, wenn sie äußerlich ganz froh und sorglos scheinen.“ Albert Schweitzer

Wir fühlen uns Schweitzers Ideal verpflichtet, Hilfe suchende Menschen tatkräftig zu unterstützen. Seine Philosophie der „Ehrfurcht vor dem Leben“ spiegelt sich in unserer täglichen Arbeit, den pädagogischen Konzepten und Angeboten wider. Das Denken und Handeln Albert Schweitzers dient uns bis heute als Richtschnur. In seinem Namen setzen wir uns dafür ein, sein Erbe zu bewahren. 

Kurzbiografie zu Albert Schweitzer

  • Albert Schweitzer, im Januar 1875 im elsässischen Kayserberg geboren, erlebt eine behütete Kindheit in dem kleinen Vogesen-Ort Günsbach.

  • Selbst aus einer Pfarrersfamilie stammend, entschließt er sich dazu, Theologie und Philosophie zu studieren.

  • Auch Musik bedeutet Schweitzer viel: Zeit seines Lebens widmet er sich dem Orgelspiel.

  • Nachdem Albert Schweitzer durch Missionare von der Not der Menschen in Afrika gehört hatte, beschloss er 1905: Er will als Arzt im Urwald Menschen unmittelbar helfen.

  • Daher absolviert er ein Medizinstudium.

  • Als Missionsarzt reist der 38-Jährige 1913 mit seiner Frau, der Krankenschwester Helene Bresslau, in die französische Kongo-Kolonie – das heutige Gabun.

  • Dort errichtet und leitet er das Urwaldspital Lambarene.

  • Für seinen Einsatz in Lambarene und für seine Bemühungen um die Völkerverständigung erhält Albert Schweitzer 1954 den Friedensnobelpreis (rückwirkend für 1952). Auch in den folgenden Jahren setzt er sich leidenschaftlich für den Frieden ein.

  • Unter anderem spricht sich Schweitzer energisch gegen Atomtests aus.

  • Mit 90 Jahren stirbt Albert Schweitzer am 4. September 1965 in Lambarene und wird dort beigesetzt.

Weitere Informationen zu Margarete Gutöhrlein

Margarete Gutöhrlein, geboren 1883 in Berlin als Tochter christlich-jüdischer Eltern, wusste aus eigener Erfahrung, wie wichtig das ist. Künstlerisch begabt, lernte sie Schauspiel bei Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin. Margarete liebte das Leben. Sie war humorvoll, großzügig und sehr kommunikativ. Zugleich war sie äußerst tatkräftig, wenn es um Menschen in Not ging. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete sie als examinierte Krankenschwester. Dass sie das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft erlebte, verdankte Margarete Gutöhrlein Menschen, die ihr halfen und sie versteckten.

Ihre Einsatzfreude und Energie waren 1945 ungebrochen: Da sie perfekt Englisch sprach, übernahm Margarete Gutöhrlein im Auftrag der amerikanischen Militärregierung die Leitung des Roten Kreuzes in Schwäbisch Hall. Unter anderem sorgte sie für die Unterbringung und Pflege entlassener Soldaten und zahlreicher Flüchtlinge, zu denen neben Schwangeren, Kranken und Gebrechlichen auch Waisen zählten. Doch dann, im Jahr 1956 – Margarete Gutöhrlein war inzwischen 73 Jahre alt – verschrieb sie sich erneut mit Leib und Seele einer Idee, an deren Realisierung sie bis zu ihrem Tod arbeiten würde: der Gründung eines Kinderdorfes in Waldenburg. Sie hatte eine Vision. Das Kinderdorf sollte ein lebendiges Beispiel dafür sein, dass die Menschen in Frieden miteinander leben können, ob sie evangelisch oder katholisch sind und welcher Rasse sie auch angehören mögen (Brief vom 22. Mai 1958, Margarete Gutöhrlein an Albert Schweitzer). Ihr begonnenes Werk wurde nach ihrem Tod von ihrem Mann Georg Gutöhrlein weitergeführt und vollendet.

Am 11. Dezember 1957 wurde der Albert-Schweitzer-Kinderdorfverein in Schwäbisch Hall gegründet. Ende 1959 begann der Bau der ersten drei Häuser des Kinderdorfes in Waldenburg. Margarete Gutöhrleins Vision hatte Gestalt angenommen: Ab September 1960 finden Kinder unterschiedlicher Konfessionen im Albert-Schweitzer-Kinderdorf eine neue Heimat.

Kinderdorf Waldenburg – Erste Einrichtung und Impulsgeber für Deutschland

Unser Miteinander im Bundesverband Berlin

Die Gründung des Waldenburger Kinderdorfs 1957 war der Beginn und das Fundament. Heute sind die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke mit eigenständigen Vereinen in zehn Bundesländern von der Küste bis zu den Alpen vertreten:

Das Hilfsangebot ist ausdifferenziert: Hilfen für Kinder, Jugendliche, Familien, aber auch für Senioren und Menschen mit Behinderung sind in unseren Einrichtungen vertreten.

Der Bundesverband als Dachverband der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke vertritt öffentlich gemeinschaftliche Interessen, fördert die fachliche, methodisch-pädagogische Arbeit, konzipiert und realisiert überregionale Werbung für die steuerbegünstigten Zwecke der Mitgliedsvereine.

http://www.albert-schweitzer-kinderdorf.de//unser-kinderdorfverein/unsere-geschichte